Topic : Zebrafinken
Author : Zorro
Version : zebra.hyp 2.50 (03.12.1994)
Subject : Sachtexte/Biologie/Tiere/Vögel
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Halbseiter
Der Zebrafink, der mit solch komischen Namen leben muß, ist genauso
seltsam, wie sein Name es andeutet. Er sieht links anders aus als
rechts.
Bisher habe ich drei solche Raritäten gesehen. Das erste Mal 1971.
Das war ein Marmosett, eine Seite Hahn, die andere Henne. Das zweite
Mal 1975. Das war ein Hahn, eine Seite Grau, die andere Silber. Und
zuletzt 1980. Die eine Seite war ein grauer Hahn, die andere eine
Zimthenne.
Wird ein Zebrafink mittig geteilt, so sind die beiden Längshälften
genau gleich. Jede Hälfte hat einen Flügel, jede Hälfte hat ein Bein
und die Federfelder, die rechts zu sehen sind, sind auch auf der linken
Seite vorhanden. Der Körper des Zebrafinken ist symmetrisch aufgebaut
und auch symmetrisch gezeichnet (die Organe bilden eine Ausnahme, da
sie nur einfach vorhanden sind).
Ein Halbseiter wird nicht durch Erbanlagen verursacht, also nicht durch
eine Mutation, die in den Geschlechtszellen fixiert ist. Ein Halbseiter
entsteht durch eine Mutation während der Körperzellenteilung. Somit
kann das Kennzeichen auch nicht an die Nachkommen weitergegeben werden.
Bei der Befruchtung kommt ein Gamet des Hahns mit einem Gamet der Henne
zusammen. Diese Zellen schmelzen zu einer neuen Zelle zusammen, zu der
ersten somatischen Zelle (). Befindet sich im eines
der Elternteile ein mutierter Faktor, dann befindet er sich auch in
dieser neuen somatischen Zelle.
Ob dieser mutierte Faktor nun äußerlich zu sehen ist, hängt davon ab,
ob diese Mutation einfach oder doppelt vorhanden ist und ob diese Muta
tion oder gegenüber dem vererbt.
Eine Mutation kann aber auch während des Wachstums des Vogels in einer
somatischen Zelle (Körperzelle) vorkommen. Während der somatischen
Zellteilung kann irgendetwas nicht regelgerecht verlaufen, ohne daß das
mit den Geschlechtszellen oder mit der von den Eltern geerbten
zu tun hat. Durch die somatische Zellteilung wächst der Zebrafink.
Würde sich jede Zelle nur ganz einfach immer gleichmäßig verdoppeln,
dann würde nur ein formloses Wesen entstehen, was niemanden hinter dem
Ofen hervorlocken würde.
Während der somatischen Zellteilung spezialisieren sich verschiedene
Körperzellen. Sie verändern ihre Funktion je nach dem, wofür sie ge-
braucht werden. Die einzigen Zellen, die ihre Funktion nicht verändern,
sind die Geschlechtszellen. Sie bleiben so, wie sie von den Eltern mit-
gegeben wurden.
Nach der Befruchtung teilt sich die Keimzelle in zwei neue Zellen, diese
zwei in weitere vier und die vier dann in acht. Stellen wir uns verein-
facht vor, daß eine dieser acht Zellen für das Wachstum der linken Seite
sorgt, eine andere für das der rechten Seite. Nun nehmen wir einmal an,
daß während der vierten Zellteilung eine Veränderung im Zellkern der
Zelle vor sich geht, die für das Wachstum der rechten Hälfte des Zebra-
finken verantwortlich zeichnet.
Es entstand also eine Mutation im Zellkern einer somatischen Zelle.
Folglich sind die links anders als die Faktoren rechts.