Topic : Zebrafinken
Author : Zorro
Version : zebra.hyp 2.50 (03.12.1994)
Subject : Sachtexte/Biologie/Tiere/Vögel
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Das Aufwachsen der Jungen
Schon bald picken die kleinen Zebrafinken an der Vogelmiere, an Zweigen
und Kolbenhirsen, um dann doch wieder bei den Eltern zu betteln. Endlich
aber schafft es der Jungvogel, sein erstes Samenkorn zu enthülsen, von nun
an frißt er immer häufiger selbst.
Drei Wochen nach dem Ausfliegen - im Alter von 5 bis 6 Wochen - ist er
selbstständig, wird aber oft noch länger gefüttert. Jetzt können Sie
die Jungen schon von ihren Eltern trennen und in einem eigenen Käfig un-
terbringen. Besser ist es aber zu warten, bis sie von den wieder brutwil-
ligen Eltern nicht mehr geduldet werden; dann hat sich die Zebrafinkenfa-
milie aufgelöst, und die Eltern jagen die Jungen bis zur Erschöpfung.
Dieses für menschliche Begriffe grausame Verhalten findet auch umgekehrt
statt. Kann ein junger Zebrafink bei seinen Eltern in einer großen Voliere
bleiben und dort einen Partner finden, wird er genauso unbarmherzig seine
Eltern angreifen, wenn diese nunmehr als Konkurrenten seinem Nistplatz zu
nahe kommen.
Die gerade selbständigen Jungen sollten Sie auf keinen Fall sofort
verkaufen, damit sie ein artgemäßes Verhalten entwickeln können und
Ihnen schließlich ihr schönes Alterskleid zeigen. Zuerst sehen Sie nur,
wie der Schnabel seine Farbe von der Schnabelwurzel her ändert: von
schwarz über hornfarben zu orange und später bei ausgefärbten Männchen zu
einem kräftigen rot. Auf der Spitze des Oberschnabels hält sich das
Schwarz am längsten. Etwas später als der Schnabel beginnt das Gefieder
sich umzufärben. Noch ganz schwach zeigt sich beim jungen der orange
Wangenfleck, die weißgefleckte, kastanienbraune Flankenzeichnung, das
schwarze Brustband und die Zebrazeichnung der Kehle. Von diesem vorüberge-
henden Farbenwirrwarr bleiben die jungen Hennen verschont, deutlich sicht-
bar verändern sich bei Ihnen nur Schnabel und Beine.
Ebenso ungeordnet wie die Zeichnung erscheint zunächst der Gesang des
Junghahns: Während seiner ersten Lebenswochen hat er dem Gesang seines
Vaters zugehört und bemüht sich nun, ihn nachzuahmen. Das Ergebnis ist
eine Reihe kurzer und ungegliederter, geradezu verunglückter Gesangsstro-
phen. Das viele Üben führt schließlich zum Erfolg - auch dann, wenn der
Vater oder ein anderer gar nicht mehr da ist. Der Kleine prägt sich
den Gesang also zunächst nur ein und übt dann später erst aus der Erinne-
rung. Die Wissenschaft spricht hier von Prägung in einer sensiblen Phase;
mit dem üblichen Lernen durch gute und schlechte Erfahrungen hat das
nichts zu tun.
Es gibt noch eine Menge anderer Dinge, die sich ein junger Zebrafink in so
einer sensiblen Phase einprägt, zum Beispiel wer ein Männchen, ein Weib-
chen und wer überhaupt ein Artgenosse ist. Wenn Sie ihn zu früh verkaufen
und er dann etwa nur Japanische Mövchen um sich hat, wird er sich schließ-
lich selbst für ein Mövchen halten und sein ganzes Leben lang von
Zebrafinken nichts mehr wissen wollen. Warten Sie also bitte, bis die Jun-
gen mit gut 2 Monaten fast völlig ausgefärbt sind - dann ist auch die Prä-
gungsphase abgeschlossen. Einen Monat später sind Zebrafinken schon
geschlechtsreif.
Noch ein Tip: Wenn Sie die Jungen nicht beringen, müssen vor ihrem Ausfär-
ben die Eltern beringt sein, damit Sie später nicht aus Versehen ein El-
ternteil verkaufen. Oder trauen Sie sich zu, zwei gleich gefärbte Vögel
sicher zu unterscheiden ?