Topic : Zebrafinken
Author : Zorro
Version : zebra.hyp 2.50 (03.12.1994)
Subject : Sachtexte/Biologie/Tiere/Vögel
Nodes : 371
Index Size : 9784
HCP-Version : 2
Compiled on : Atari
@charset : atarist
@lang :
@default :
@help : Hilfe
@options : +g -i -s +x +zz -t4
@width : 75
@hostname : ZEIGSMIR
View Ref-File
Die Zellteilung (Mitose) einer somatischen Zelle
Im Kapitel über die Zelle habe ich geschrieben, daß der Zebrafink durch
Zellteilung wächst und in Form bleibt. Eine Zelle teilt sich in zwei Teile
und jeder Teil wächst bis zum Ebenbild der ursprünglichen Zelle heran.
Auch habe ich erwähnt, daß es bei der Zellteilung auf die Zelle selbst gar
nicht so ankommt, sondern vielmehr auf den Zellkern und auf seinen Inhalt.
Inzwischen wissen Sie auch, daß sich im Zellkern des Zebrafinken 9 Chromo-
somenpaare befinden.
Jedes Lebewesen besteht aus Zellen mit Zellkern, aber der Inhalt dieser
Zellkerne ist nicht bei jedem Lebewesen gleich. Die meisten Prachtfinken
haben 9 Chromosomenpaare, der Mensch 23 und die Fruchtfliege nur 4. Für
die jeweilige Art des Lebewesens ist es von Bedeutung, wieviel Chromosomen
es hat und wie die Rangordnung und wo der Platz der Gene ist.
Die 9 Chromosomenpaare des Zebrafinken sind z.B. nur minimal anders aufge-
baut als die 9 Chromosomenpaare der Spitzschwanzamadine. Der Unterschied
ist aber so einschneidend, daß eine andere Art entsteht. Bei der Zelltei-
lung ist es dann von äußerster Wichtigkeit, daß jede neue Zelle die genau
gleiche Anzahl von Chromosomen bekommt und daß die Chromosomen genauso
aufgebaut sind wie die ursprünglichen Chromosomen.
Schritt-1: Die Chromosomen teilen
sich in Chromatiden.
Schritt-2: Die Chromatiden
spalten sich in 2 Gruppen
auf.
Schritt-3: Während der
Zellteilung reproduzie-
ren sich die Chromati-
den, so daß sich in den
neuen Zellen wieder
Chromosomen befinden.
In dem bekannten Buch von Wim Beckmann steht ein hervorragendes Beispiel
für eine solche Zellteilung, bei der man in der Tat sicher sein kann, daß
in jeder neuen Zelle der gleiche Inhalt ist wie in der ursprünglichen. Er
vergleicht den Zellkern mit einer Fruchtschale und die Chromosomen mit
Früchten. Auf der Fruchtschale liegen zwei Äpfel, zwei Birnen und zwei Ba-
nanen, die die drei Chromosomenpaare darstellen sollen. Und nun stellen
Sie sich vor, daß Sie diese Früchte auf zwei Kinder verteilen sollen. Das
naheliegendste ist, jedem Kind einen Apfel, eine Birne und eine Banane zu
geben. Und wie das bei Kindern so ist, geht das Gemecker jetzt los. Der
andere hat gerade den Apfel bekommen, der größer ist, oder die Banane, die
gelber ist. Es ist wirklich so, daß die Früchte nicht so zu verteilen sind
daß jedes Kind nach Menge und Qualität dasselbe bekommt. Wird nun jeder
Apfel, jede Birne und jede Banane mittendurchgeschnitten, dann gibt es ei-
ne Möglichkeit der gerechten Verteilung. Man erhält durch den mittigen
Schnitt vier halbe Äpfel, vier halbe Birnen und vier halbe Bananen. Nun
bekommt jedes Kind eine Hälfte vom größeren Apfel, eine Hälfte vom kleine-
ren Apfel, eine Hälfte von der gelberen Banane usw. Wenn man genau ge-
schnitte hat, hat nun jedes Kind immer genau die Hälfte bekommen.
Verlassen wir nun das Beispiel und übertragen die Erkenntnisse auf die
Zellteilung. Jedes muß also auch in der Mitte durchgeschnitten
werden, will man sicher gehen, daß jede neue Zelle den gleichen Inhalt
bekommt. Es müssen unbedingt Zellen entstehen, die den gleichen Chromoso-
mensatz haben wie die ursprüngliche Zelle.
Zuvor habe ich das Chromosom als ein Ganzes vorgestellt. Das ist aber
nicht die ganze Wahrheit gewesen. Ein Chromosom besteht eigentlich aus
zwei Hälften, die um- und ineinandergeschlungen sind. Eine solche Hälfte
nennt man . Kurz vor der Zellteilung winden sich die umschlunge-
nen zwei Chromatiden eines Chromosoms auseinander. Nach der Zellteilung
wächst ein solches Chromatid wieder zu einem kompletten Chromosom. Bei Ze-
brafinken war die Rede von 9 Chromosomenpaaren, also ingesamt 18 Chromoso-
men, die sich dann in 36 Chromatiden zerlegen.
Durch die Eigenheit der Natur werden die 36 Chromatiden in zwei Gruppen zu
je 18 Chromatiden geteilt, wobei die Gruppen exakt identisch sind. In je-
der Chromatidengruppe befindet sich je eine Chromosomenhälfte. Die Chroma-
tiden wachsen dann wieder zu vollständigen Chromosomen an, so daß als Er-
gebnis zwei Gruppen zu je 18 Chromosomen vorliegen, die genauso struktu-
riert sind wie die ursprüngliche eine Gruppe von 18 Chromosomen.
Jede der zwei Gruppen von 18 Chromosomen besteht wieder aus 9 Chromosomen-
paaren, die identisch sind mit den 9 Chromosomenpaaren der ursprünglichen
Zelle. Aus der einen Zelle sind nun zwei geworden. Diese somatische Zell-
teilung verläuft zu Beginn des Lebens ziemlich schnell. Man kann den jun-
gen Zebrafinken nahezu wachsen sehen. In erwachsenen Zebrafinken geht die
Zellteilung nur langsam voran. Es müssen ja auch nur verbrauchte und abge-
storbene Zellen ersetzt werden. In der schematischen Betrachtung der soma-
tischen Zellteilung gehe ich der Einfachheit halber von 3 Chromosomenpaa-
ren aus.