Topic : Zebrafinken
Author : Zorro
Version : zebra.hyp 2.50 (03.12.1994)
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Mutationen
Wenn Sie als Züchter in einem Ihrer Nistkästen eines Tages ein Junges ent-
decken, das eine Farbe aufweist, die vorher noch nirgendwo vorgekommen ist
dann spricht man von einer Neumutation.
Wenn Ihnen nun diese neue Farbe nicht gleichgültig ist, taucht die Frage
auf: Wie kann eine solche neue Farbe entstehen und vor allem, was muß ich
tun, um diese neue Farbe zu erhalten ? Das sind Fragen, bei denen so man-
cher Züchter keinen Rat mehr weiß. Mit einem einfachen Beispiel möchte ich
versuchen, den Begriff näher darzulegen.
Sie wissen sicher, was ein Klinker ist und wie ein Klinker so in etwa her-
gestellt wird. Etwas vergröbert gesagt: Eine bestimmte Sorte von Ton wird
in eine bestimmte Form geschmiert und dann gebrannt. Das ist ein einfacher
Vorgang und geschah früher ausschließlich in Handarbeit, heute jedoch
vollautomatisch. Während der automatischen Fertigung können Fehler auftre-
ten. Stellen wir uns vor, daß in dem Arbeitsgang, der ganz genau den
Feuchtigkeitsgehalt des Tons festlegt, eine Störung auftritt. Es kommt
plötzlich mehr Feuchtigkeit in den Ton als für die Klinkersorte program-
miert war. Beim halbfertigen Produkt ist der Fehler nur schwer zu sehen.
Erst nach dem Brennen wird offenbar, daß der Klinker ein anderer geworden
ist als vorausberechnet. Er weicht vom Standard ab. Wir können ihn eine
Mutation nennen.
Definition: Eine Mutation ist eine neuentstandene (vererbbare) Variante.
Diese Definition legt das Produkt so fest, wie wir es am Ende des Ferti-
gungsprozesses wahrnehmen. Wenn wir die Sache mehr von innen her betracht-
en, können wir uns fragen, was während des Produktionsprozesses fehlerhaft
abgelaufen ist. In unserem Beispiel war es die Dosierung der Tonfeuchtig-
keit. Auch diesen Fehler kann man Mutation nennen. Eine Mutation ist eine
plötzliche Veränderung von vererbbaren Anlagen.
Wenden wir nun diese zwei Begriffe auf Zebrafinken an. Zuerst einmal kann
man sagen, daß z.B. der weiße Zebrafink eine Mutation ist. Zweitens kann
man sich aber auch vorstellen, daß während der Entwicklung des Zebrafinken
in den , die normalerweise dafür sorgen, daß der Zebrafink so
schön gefärbt ist, etwas schiefgelaufen ist, wodurch er dann weiß geblie-
ben ist.
Stellen Sie sich einmal vor, daß sich während der Entwicklung des Zebra-
finken ein Maler in ihm befindet, der ihm mit Pinsel und Farbe so schöne
Farbtöne verleiht. Dann können folgende Ursachen vorliegen, weshalb der
weiße Zebrafink keine Farbe mitbekommen hat:
- Die Farbe fehlt. Wenn keine Farbe da ist, kann man als Maler nichts
machen.
- Der Pinsel ist weg. Auch dann kann der Maler seine Arbeit nicht
verrichten.
- Der Maler ist krank. Er ist also wiederum nicht in der Lage, seine
Arbeit zu erledigen.
In diesem einfachen Beispiel sind es drei Gründe, die den Zebrafink weiß
lassen. Jeden dieser drei Gründe können wir Mutation nennen. Wenn ich nun
in Zukunft von einer Mutation spreche, meine ich damit den Faktor, der die
sichtbare Veränderung des ursprünglichen Zebrafinken verursacht.
Eine Mutation verändert also die Auswirkungen des ursprünglichen Faktors,
des Wildfaktors. Ich will der Sache nicht vorauseilen, aber ein Zebrafink
hat ziemlich viele Wildfaktoren. Zum Beispiel der Faktor, der dem Zebra-
finken seine graue Farbe gibt, der Faktor, der dem Zebrafink seine
Schwanzzeichnung gibt, der Faktor, der dem Zebrafink seine weißen Pünkt-
chen auf der Flankenzeichnung gibt, usw. Wenn die Faktoren sich nicht
ändern, dann bleiben alle Wildfaktoren. Ist einer dieser Faktoren
defekt oder gestört oder kann er durch andere Einflüsse seine Aufgabe
nicht erfüllen, haben wir es mit einer Mutation zu tun.
Die ganze Wahrheit ist das jedoch noch nicht, denn von einer darf
man nur sprechen, wenn die Veränderung vererbbar ist. Aber auf diese Pro-
blematik komme ich später noch ausführlich zu sprechen.
Querverweis: Die wichtigsten Farbschläge