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Topic       : Das ATOS-Magazin 5/00
Author      : Das ATOS-Team
Version     : 31.12.2000
Subject     : ATOS Diskettenmagazine
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View Ref-File      ATOS Reportagen

Milan II wurde auf Eis gelegt I                  Das ATOS-Magazin 5/00

                     Interview mit Ali Goukassian

Die Meldung schlug in Atari-Kreisen wie eine Bombe ein: Der Milan II 
wird auf Eis gelegt!

Zu diesem Thema führten wir ein Interview mit dem Geschäftsführer der 
Milan Computersystems Ali Goukassian.

 ATOS:    Am 10.10.2000 haben Sie auf der Webseite der Milan 
          Computersystems bekannt gegeben, dass der Milan II auf Eis 
          gelegt wird. Warum kam diese Entscheidung so spät?

 Ali G.:  Dass der Milan II in der geplanten Form eventuell auf Eis 
          gelegt werden müsste, zeichnete sich im September ab, als 
          die genannten Bauteile, die zur endgültigen Fertigung nötig 
          und vom Milan I her bekannt sind, partout nicht aufzutreiben 
          waren. Wir haben dann noch einige Wochen überlegt und 
          kalkuliert, welche Ausweichmöglichkeiten es geben könnte und 
          sind schließlich zu dem bekannten Ergebnis gekommen.

 ATOS:    Weshalb hat man in der Zeit nach der Messe im Juni bis zur 
          Bekanntgabe am 10.10.2000 so wenig vom Milan gehört? Wäre es 
          nicht sinnvoller gewesen, sich gegenüber der Atari- 
          Anwenderschaft Informationsfreudiger zu geben und ständig 
          über die Situation zu berichten?

 Ali G.:  Im nachhinein betrachtet vielleicht schon. Aber ich habe es 
          jedem einzelnen User, der mir geschrieben oder mich 
          angerufen hat, versucht, zu verdeutlichen: Bei der 
          Realisation eines so umfangreichen Projektes wie dem Milan 
          II kommt es täglich zu Ereignissen, die eine komplette 
          Kehrtwende der Marschroute bedeuten können. So hätten wir 
          die Anwender immer wieder mit guten und mit schlechten 
          Nachrichten in eine (als Versprechen zu deutende) Euphorie 
          oder in unnötige Unsicherheit gestürzt. Selbst etappenweise 
          Auswertungen hätten uns da nicht weiter geholfen.

 ATOS:    In den Ausgaben 8 und 9 der ST-Computer wird, auch von Ihrer 
          Seite, noch groß vom Milan II berichtet. Warum sind Sie hier 
          nicht schon kürzer getreten? Warum stand dort nichts von den 
          Problemen, die schon existierten?

 Ali G.:  Die Probleme, die zu Zeiten der Interviews (man bedenke 
          Druckvorlaufzeiten, die Verspätung der ST-C) auftraten, 
          konnten wir Dank der Rekrutierung zusätzlichen Personals 
          nach Mühen auch lösen. Explizit ist hier beispielsweise die 
          Anbindung der Grafik gemeint.

 ATOS:    In Ihrem Statement schreiben Sie, dass es immer wieder 
          technische Probleme gab. So zum Beispiel bei der Integration 
          des AGP-Ports und des SDRAMs. Warum hat man nicht schon 
          wesentlich früher diese modernen Techniken eingesetzt? 
          Weshalb wurden immer wieder auslaufende Standards benutzt?

 Ali G.:  Zweifelsohne ein Fehler - das muss ich an dieser Stelle 
          eingestehen. Aber auch hierfür gibt es eine Begründung, wenn 
          auch keine Entschuldigung. Insbesondere die Einbindung des 
          AGP-Ports oder der SDRAMS ist um ein Vielfaches aufwendiger 
          als die von uns verwendeten Standards. Wenn man sich mal 
          vergleichbare Projekte - und damit meine ich nicht nur 
          Pendanten auf TOS-Basis - anschaut, so sieht man, dass immer 
          wieder an den selben Stellen moderne Technik umgangen wird. 
          Wie gesagt: Zu Lösen ist alles, doch es ist auch eine Frage 
          der Zeit. Wir sind keine Firma wie Siemens oder Intel, die 
          kurzerhand 50 Ingenieure für ein Projekt aus verschiedenen 
          Bereichen abstellen können, um mit voller Man-Power daran zu 
          arbeiten. Bei uns musste bald ein Ergebnis her, das aus 
          unserer Sicht tragbar schien.

 ATOS:    Ein letzter großer Schock war nach Ihrer Aussage die 
          Einstellung der Produktion eines wichtigen Logik-Chips. 
          Hätte man bei der heute so rasanten Hardware-Entwicklung 
          nicht damit rechnen müssen? Warum wurden keine Alternativen 
          zu diesen Chip bedacht?

 Ali G.:  Auch hier ist die Zeit ein großer Faktor. Vergleichbares gab 
          es nie. Von der Portabilität zumindest nicht. Als die 
          Grundtechnik 1997 begonnen wurde zu entwickeln, konnten wir 
          nicht so viel Zeit entbehren, ein alternativen-taugliches 
          Board zu entwickeln. Wie ich in meinem Statement erwähnte, 
          sagte uns der Hersteller seinerzeit auch schriftlich eine 
          Existenz der Bauteile bis mindestens Ende 2000 zu. Insofern 
          fühlten wir uns auch wirklich in Sicherheit gewogen und 
          sahen keine Veranlassung, in der ohnehin knappen Zeit 
          alternative Möglichkeiten von Beginn an auf dem Board zu 
          berücksichtigen. Heute haben wir natürlich als Mini-Firma 
          mit unserer Forderung nach Einhalten der Versprechen 
          keinerlei Handhabe. Da wird man bei den Big-Playern nur 
          belächelt. Eine wahrhaft niederschmetternde Erfahrung ...

 ATOS:    In Ihrem Statement ist auch zu lesen: Es habe immer Bedenken 
          gegeben ob sich ein 80 MHz Computer durchsetzen kann und ob 
          es reichen würde einen technologisch hoffnungslos veralteten 
          Hauptprozessor einzusetzen. Woher kommen plötzlich diese 
          Bedenken? Warum hat man nicht gleich zu Beginn des Projekts 
          auf moderne Hardware (z.B. Power PC) gesetzt?

 Ali G.:  Ich habe mich hier nicht präzise ausgedrückt. Mit 'immer 
          Bedenken' meinte ich nicht den Zeitpunkt der 'Erfindung' des 
          Milan, sondern besonders die vergangenen Monate vor dem 
          geplanten Marktstart. Ich bitte die mangelnde Präzision hier 
          zu entschuldigen. Der Grund, nicht auf PPC-Hardware zu 
          setzen, lag einfach darin, dass uns die Idee mit dem Linux- 
          Kern seinerzeit noch nicht gekommen war und wir wussten, 
          dass bei der bestehenden Personaldecke ein Mehraufwand von 
          mindestens einem Jahr nötig gewesen wäre, um etwas 
          Ansehnliches auf PPC-Basis zum Laufen zu bringen. Aber auch 
          hierzu gab es natürlich Stundenlange Diskussionen und 
          Überlegungen.

 ATOS:    Haben Sie wirklich bis zuletzt an einen Erfolg des Milan II 
          geglaubt?

 Ali G.:  Es ist keine 5 Wochen her, dass eine große 
          Einzelhandelskette sich bei uns erkundigt hat, wie es denn 
          mit dem Easy-Computing-System nun stünde. Man habe Interesse 
          daran, es für die Weihnachtszeit verstärkt zu bewerben, da 
          der Strom an Computer-Neulingen noch immer ungebrochen sei. 
          Das war nur eine von vielen Meldungen bei uns. Und wenn man 
          eben solche Angebote unterbreitet bekommt, dann kann man 
          nicht an einen Misserfolg glauben. Aus meiner Sicht macht es 
          in keiner Lebenslage Sinn, etwas durchzuführen, an das man 
          nicht glaubt.

 ATOS:    Hat das Ende des Milan II etwas mit Ihrem neuen 
          Betätigungsfeld (Mac-Zeitschrift) zu tun?

 Ali G.:  Keineswegs. Wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich lieber 
          80 Stunden die Woche arbeite und mich auf diversen Feldern 
          bewege, als mich mit den 40 Standard-Stunden mit einer Sache 
          zufrieden zu geben. Die Mac-Zeitschrift (www.mac-life.de) 
          wird seit der CeBit´98 geplant und wurde immer wieder auf 
          Eis gelegt und neu aufgenommen, bis uns der Zeitpunkt nun 
          sinnvoll erschien. Hier habe ich aber sehr viel Arbeit 
          ausgelagert und primär meine 6 Jahre Erfahrung im Verlags- 
          und Redaktionswesen einfließen lassen.

 ATOS:    Es ist in der heutigen Zeit sicherlich nicht leicht ein 
          neues Computersystem zu entwickeln und zu vermarkten, aber 
          es gab von Seiten der Milan Computersystems immer wieder 
          Ankündigungen, die nicht eingehalten wurden. Meinen Sie, 
          dass Sie das Vertrauen der Atarianwender enttäuscht haben?

 Ali G.:  Wenn ja, dann bitte ich dies zu entschuldigen. Ich hoffe, 
          dass aber insbesondere dem Entwicklerteam der Respekt für 
          das bislang Erreichte gezollt wird. Immerhin gibt es nicht 
          viele Firmen und Teams, die es bislang geschafft haben, ein 
          Computersystem lauffähig auf die Beine zu stellen. Ich 
          denke, dass die verrichtete Arbeit bis dato grandios ist. 
          Bedenkt man, dass da ein paar kluge Köpfe eine Hardware 
          entwickeln, auf der Atari-Software läuft, so ist das aus 
          meiner Sicht eine Meisterleistung, vor der ich persönlich 
          meine Hochachtung habe. Sehen Sie: Es gibt Firmen, die mit 
          einem Dutzend Programmierer eine vergleichsweise kleine 
          Software nur mit vielen, vielen Bugs zum Laufen bekommen, 
          obwohl sie über ein Jahr lang daran programmieren. Unsere 
          Entwickler haben einen ungleich größeren Kampf aufgenommen. 
          Sie mussten eine komplett neue Hardware entwickeln. Und sie 
          mussten ein gnadenlos veraltetes Betriebssystem so sehr 
          umstricken, bis es auf der neuen Hardware lief. Und zu guter 
          letzt bestand die große Aufgabe darin, möglichst viele der 
          alten Programme auf dieser neuen Kombination lauffähig zu 
          gestalten. Ich hoffe also, nicht gänzlich, sondern nur auf 
          einer Zwischenetappe enttäuscht zu haben.

 ATOS:    Können Sie Anwender verstehen, die jetzt dem Atari nicht 
          mehr treu bleiben, weil Sie endlich etwas handfestes wollen?

 Ali G.:  Natürlich kann ich das verstehen. Ich war immer ein großer 
          Fan des modernen Atari-Betriebssystems (MagiC, N.AES) in 
          Kombination mit einem extrem kleinen Kern, der nicht auf 
          dicken Brocken wie Windows oder Mac OS basiert. Aber klar 
          ist auch, dass man moderne Hardware unter den Fingern spüren 
          möchte. Das hätten wir ansatzweise auch schon mit dem Milan 
          II zeigen können. Der Milan I erfüllt diese Wünsche aber 
          sicherlich nur unzureichend.

 ATOS:    Wie wollen Sie das Vertrauen der Anwender wieder herstellen 
          und was wollen Sie eventuell an Ihrer Öffentlichkeitsarbeit 
          ändern?

 Ali G.:  Stichwort Karten: Ich meine die offenen Karten, mit denen 
          wir spielen werden. Wir müssen halt nur einen Weg finden, 
          wie wir Neues so verbreiten, dass es nicht sofort als 
          Versprechen oder Misserfolg aufgefasst wird. Dann können wir 
          immer einen Statusreport liefern. Ich denke, dass das Web 
          dabei eine große Rolle spielen muss. Es wird nun mindestens 
          alle zwei Wochen News auf der Milan-Site geben, die in 
          jüngster Zeit doch ein wenig eingeschlafen ist.

 ATOS:    Nach Aussage von Software-Häusern hat die Werbung seitens 
          der Milan Computersystems über das Milan-II-Softwarepaket 
          ein Ausbleiben der Umsätze verursacht? Oft kam es auf Messen 
          vor, dass sich Anwender die Software von den Herstellern 
          zeigen ließen, dann aber sagten: "Gute Sache, nur kaufen 
          werde ich es nicht - es ist ja beim Milan dabei." Dieser 
          Zustand zog sich durch immer neue Versprechen über ein Jahr 
          in die Länge. Was sagen Sie zu dem Vorwurf?

 Ali G.:  Tatsächlich ein großes Problem. Und wir hätten das auch 
          nicht in dieser Form propagiert, wären wir nicht sicher 
          gewesen, dass es mit dem Milan II klappt. Wie gesagt, den 
          Genickbruch erlitten wir nicht aufgrund der Probleme, 
          sondern aufgrund eines überraschenden Ereignisses. Alles 
          andere wäre nicht gewissenhaft gewesen. Ich persönlich war 
          nie ein großer Fan von zu umfangreichen Softwarebundles und 
          deutete immer wieder darauf hin, dass die Softwarebranche 
          von einem Milan II würde leben müssen. Doch musste ich mich 
          auch dem Argument, ein fremdes System würde sich nur mit 
          umfangreicher Software gut verkaufen lassen, immer wieder 
          geschlagen geben. Ich hoffe, dass dieser Missstand durch die 
          offizielle Bekanntmachung seitens Milan-Computersystems nun 
          ein wenig kompensiert werden kann.

 ATOS:    Es gab auch den Vorwurf, dass es am Milan I zuletzt wenig 
          Interesse gab, weil der Milan II angekündigt war und der 
          Milan I gar nicht mehr großartig erwähnt wurde. Erst jetzt 
          nach Ihrem Statement fragen Kunden wieder nach dem Milan I. 
          Was sagen Sie dazu?

 Ali G.:  Tja, was soll ich sagen: Irgendwie muss es mich auch freuen, 
          da wir dringend Einkünfte erwirtschaften müssen. Uns selbst 
          hat das Ausbleiben der Verkäufe auch sehr getroffen. Milan- 
          Computersystems ist ein betriebswirtschaftlich 'normal' 
          funktionierendes Unternehmen, das Umsätze erwirtschaften 
          muss, um überleben zu können. Tatsächlich wurde die 
          Nachfrage nun wieder angeregt und hat zufriedenstellende 
          Ausmaße angenommen. Für das gesamte Team bedeutet dies auch, 
          dass das Thema keineswegs gestorben ist. Das freut uns in 
          der aktuellen Situation.

 ATOS:    Gab es Verträge mit Programmierern und können diese 
          Programmierer die Verträge wegen Nichteinhaltung des Termins 
          kündigen?

 Ali G.:  Es hat keine endgültigen Milan II-Verträge gegeben. Dieser 
          Bereich war stets Aufgabenfeld unseres 
          Distributionspartners, der - aus verständlichen Gründen - 
          erst dann zur schriftlichen Ratifizierung kommen wollte, 
          wenn die exakten Pläne stehen.

 ATOS:    Was ist nun nach dem Aus für den Milan II mit der 
          "Kooperative" mit AXRO, HP und Motorola?

 Ali G.:  AXRO steht nach wie vor voll hinter dem Milan-Projekt, was 
          damit zu begründen ist, das viele der nationalen und auch 
          internationalen Anfragen nach dem Milan direkt bei AXRO 
          eingehen. So wird dort vor Ort nach wie vor permanent 
          realisiert, welche Nachfrage bereits ohne 
          Akquisitionsaufwand besteht. HP wird uns auch weiterhin den 
          Rücken stärken, weil es dort keinerlei Anlass zu etwaigen 
          Rückzügen gibt. Deren Kooperationsbereitschaft ist 
          sicherlich auch pragmatisch begründet. Bei Motorola müssen 
          wir schauen, in wieweit die Kooperation noch zwingend 
          vonnöten ist, falls die künftige Hardware von uns komplett 
          käuflich erworben wird.

 ATOS:    Es gab ja nun schon einige Ankündigungen bezüglich Amiga- 
          Spielen, die auf den Milan portiert werden sollten. Was wird 
          nun daraus?

 Ali G.:  Derzeit werden diese Portierung weiter fortgeführt, da der 
          dafür notwendige Aufwand vergleichsweise gering ist und auch 
          der Milan I bereits Absatzchancen bietet. Ich habe lediglich 
          von 2 Projekten gehört, die vorübergehend auf Eis gelegt 
          wurden.. Die Bereitschaft, diese aber wieder aufzugreifen, 
          ist auf jeden Fall vorhanden.

 ATOS:    In der Erklärung vom 10.10.2000 berichten Sie auch von den 
          weiteren Plänen der Milan Computersystems. Es ist die Rede 
          von einem Vorhaben, das aus der Entwickler-Schublade gezogen 
          wurde. Worum handelt es sich dabei?

 Ali G.:  Meine Güte, dazu könnte ich mich in vielen Seiten äußern ... 
          werde aber versuchen, mich kurz zu fassen. Und vielleicht 
          gewinnt der eine oder andere Leser ein Gespür dafür, dass 
          wir nicht nur das Realisierte bedacht, sondern auch in die 
          Zukunft geschaut haben. Wir haben stets geplant, die Stärke 
          des TOS zu nutzen. Diese liegt nicht in der Modernität und 
          dem Funktionsumfang, sondern in seiner Größe. Und TOS sollte 
          langfristig nicht nur auf dem Milan II, sondern auch auf 
          Webpads (für die bereits Konzepte entwickelt wurden) und 
          anderen Geräten laufen. So stellte sich schon frühzeitig 
          heraus, dass wir langfristig unabhängig von der Hardware 
          werden mussten. Ein wesentlicher Teil eines jeden 
          Betriebssystems ist aber derjenige Teil des OS, der auf die 
          darunter liegende Hardware des entsprechenden Computers 
          ausgelegt ist. Schon die Anpassungen des TOS an die Milan 
          I-Hardware haben Monate beansprucht. Das gleiche Problem 
          hatte ASH seinerzeit bereits mit der Anpassung von MagiC an 
          den Falcon. Also haben wir ein Konzept ausgearbeitet, bei 
          dem derjenige Bereich des TOS durch einen nur wenige KB 
          großen Linux-Kern substituiert wird. Dieser Linux-Kern soll 
          die Kommunikation zum Prozessor und der restlichen Hardware 
          eines Systems herstellen. Der Vorteil, den wir darin sehen, 
          ist, dass es für etliche Prozessoren Linux-Anpassungen gibt 
          und dass für jegliche neu erscheinende Hardwareschnittstelle 
          (USB, FireWire usw.) Treiber binnen kürzester Zeit als 
          Open-Source zur Verfügung stehen. Warum sollte das Milan- 
          Team immer wieder neue Treiber in langer und mühsamer Arbeit 
          entwickeln, wenn es doch einfach auf Bestehende 
          zurückgreifen kann? Also haben wir eine Symbiose aus Linux- 
          Kern und TOS erarbeitet, die moderner und flexibler ist als 
          jedes bislang existierende TOS - vielleicht sogar OS.

 ATOS:    Das Konzept mit dem Linux-Kern hört sich gut an, aber 
          handelt sich das dann noch um ein typisches Atari- 
          Betriebssystem?

 Ali G.:  Ja! Keine Frage, denn man darf hier nicht den Fehler machen, 
          zu glauben, es würde auf einem Computer ein Linux 
          installiert, in dem sich ein Fenster öffnet und eine 
          Emulation abläuft. Das TOS hat bereits in der jetzigen Form 
          einen Hardware-abhängigen und einen Hardware-unabhängigen 
          Teil. Ebenso ist es mit MagiC. Man muss diesen Hardware- 
          abhängigen Teil einfach als eine Art Schleuse oder 
          Interpreter verstehen, der die Anfrage der jeweils laufenden 
          Software (und dazu gehört schon der Desktop) in eine für die 
          darunter liegende Hardware interpretiert. Nun, Linux hat 
          eben auch einen kleinen, 200-300 KB großen und 
          vergleichbaren Kern, der ausschließlich zur Interpretation 
          der Hardwarekommunikation vorhanden ist. Wir bedienen uns 
          lediglich dieses Kerns - nicht mehr und nicht weniger. Und 
          das tun wir nur, weil dieser Kern für so viele Prozessoren 
          zur Verfügung steht und weil in diesem Kern auch 
          Schnittstellentreiber, Festplattentreiber, Netzwerktreiber 
          usw. basieren. Der bereits jetzt im Milan I stark geänderte 
          TOS-Kern (was man übrigens gar nicht sieht ;-) wird einfach 
          ausgetauscht. Der Anwender bemerkt nichts und das 
          Betriebssystem ist bestenfalls 200 KB größer als zuvor.

 ATOS:    Die Quellen von Linux sind zwar frei verfügbar, aber nicht 
          frei von Copyrights. Inwiefern betreffen diese Copyrights 
          das Vorhaben, das Milan-OS auf Linux aufzusetzen, und wie 
          wird man sich folglich diese Symbiose aus "Public License" 
          auf der einen und dem sicherlich kommerziellen Teil des 
          geplanten Betriebssystems auf der anderen Seite vorzustellen 
          haben?

 Ali G.:  Diese Fragen werden derzeit für uns in den USA geklärt. Es 
          gibt weltweit nach meinem aktuellen Kenntnisstand noch 3 
          Firmen, die an ähnlich modularen Ideen und Konzepten 
          arbeiten. Diese schaffen es, gänzlich ohne Verletzung der 
          Copyrights auszukommen. Und dem Beispiel wollen wir folgen.

 ATOS:    Wenn man sich auf einen Linux-Kern verlässt, macht man sich 
          dann nicht von anderen Entwicklern abhängig?

 Ali G.:  Doch, sicherlich. Doch davon gibt es zig Tausende, während 
          das Milan-Team klein ist. Ich selbst bin kein Entwickler, 
          kann aber nach den vielen Monaten der Zusammenarbeit mit 
          Entwicklern geradezu ein Lied davon singen, was für ein 
          riesengroßer Aufwand es schon ist, einen Treiber zum 
          Ansprechen von USB-Ports zu schreiben. Für Linux erschienen 
          diese aber noch während der Phase der Etablierung des 
          Schnittstellenstandards. Und die Situation spricht für sich: 
          Auf Jahre ist kein Abbruch dieses Linux-Aufschwungs in 
          Aussicht, wenn ich selbst auch nicht glaube, dass sich Linux 
          je als Home-OS wird durchsetzen können.

 ATOS:    Was bemerkt der Anwender vom Linux-Kern?

 Ali G.:  Wie bereits erwähnt: Gar nichts, denn Linux ist ganz tief im 
          Kern des TOS versteckt.

 ATOS:    Wird der Anwender bei der Installationen neuer Hardware mit 
          Linux konfrontiert?

 Ali G.:  Nein, gar nicht. Das primäre Ziel, TOS klein zu behalten, 
          wird eingehalten. TOS soll nach wie vor auf ein Flash-Eprom 
          passen und binnen weniger Sekunden da sein. Doch anstelle 
          des TOS-Bootblocks, der die Milan-Hardware erkennt, wird 
          dies der Linux-Bootblock machen. Wir hätten Linux auch 
          verschweigen können oder schon jetzt im TOS haben können - 
          niemand hätte es je bemerkt. Es hätte sich nur jeder 
          gewundert, warum TOS plötzlich auf einer Playstation II 
          läuft (kleiner Spaß ...).

 ATOS:    Werden gängige Atari-Programme auf dem neuen System laufen 
          oder sind Anpassungen nötig?

 Ali G.:  GEM-konforme Programme, die keine direkten Hardwarezugriffe 
          machen, sollten laufen. Genauso ist es auch beim jetzigen 
          Milan, der ja - wie bereits erwähnt - einen komplett 
          erneuerten TOS-Kern hat. Aber dieser Punkt muss zwingend 
          gewährleistet sein, sonst wird niemand dafür garantieren 
          können, dass ein Programm auf allen Plattformen laufen wird.

 ATOS:    Müssen Programmierer, die Programme für das neue System 
          programmieren wollen, von Grund an neu lernen (vor allem was 
          die Programmierung von Hardwarezugriffen angeht), um 
          lauffähige Software zu entwickeln?

 Ali G.:  Nein, sie müssen sich lediglich an das Bewährte halten, was 
          insbesondere in den frühen Neunzigern ja noch nicht 'in' 
          war. Wer Software auf dem Milan I zum Laufen bekommt, sollte 
          dies auch auf dem neuen TOS schaffen.

 ATOS:    Mit welcher Entwicklungszeit rechnen Sie bis eine erste 
          lauffähige Version dieses neuen Betriebssystems vorführbar 
          ist? Die Rede ist von einer Veröffentlichung im ersten oder 
          zweiten Quartal 2001. Ist das eine realistische Angabe oder 
          eine überhebliche Schätzung, die die Anwender vor allem bei 
          der Stange halten soll?

 Ali G.:  Die Aussage ist eine erste Schätzung. Ich denke, wir werden 
          gegen Ende des Jahres erste repräsentative Versionen haben, 
          die man nicht nur unter größtem Aufwand einem ausgesuchten 
          Publikum zeigen kann. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es von 
          einem schon begeisternden ersten Anblick bis zur Marktreife 
          aber ein langer weg ist. Schließlich reicht es bei einem 
          solchen OS nicht, viele Programme, die laufen sollten, auch 
          zum Laufen zu bringen. Es müssen alle sein. Ein Punkt, der 
          sich hinzugesellt, ist, dass wir weiterhin Kapitalgeber 
          suchen. Diesmal wagen wir sogar den Sprung über den großen 
          Teich, in der Hoffnung, mit dem neuen Konzept auf offene 
          Ohren zu stoßen. Je mehr Kapital zur Verfügung steht, desto 
          schneller werden wir arbeiten können. Näheres wird den 
          regelmäßigen Updates der Site zu entnehmen sein. Auch spielt 
          es eine Rolle, wie unsere derzeitigen Verhandlungen mit dem 
          Hardware-Lizenzgeber laufen. Ergebnisse sind auch hier erst 
          für Mitte November zu erwarten. Alles in allem sollte die 
          Schätzung aber ausgewogen sein.

 ATOS:    Wie weit ist denn der Stand der Entwicklung?

 Ali G.:  Eine erste Variante war bereits kürzlich zu sehen, sie lief 
          aber unstabil und auch noch längst nicht auf jeder Hardware. 
          Immerhin, die Transformation hat geklappt.

 ATOS:    Welche Hürden müssen Sie bis zur Fertigstellung noch 
          überwinden?

 Ali G.:  Unsere 68k-Transform-Engine © muss einwandfrei laufen und 
          eine Interpretations-Schnittstelle mit Hinblick auf 
          künftige, möglicherweise auftretende Hardwarestandards muss 
          geschaffen werden, damit TOS auch langfristig bestehen kann.

 ATOS:    Wurden auch Faktoren berücksichtigt, die dieses Konzept zum 
          Stocken bringen könnten?

 Ali G.:  Haben wir, allerdings gebe ich gern zu, dass wir zum 
          derzeitigen Standpunkt in einem noch jungen Stadium sind und 
          erst nach einer offiziellen Hardwarekooperation einen 
          exakten Zeitplan werden schmieden können.

 ATOS:    Viele Anwender sind darauf angewiesen eine Zweite Plattform 
          zu nutzen. Wird das neue Betriebssystem den Parallel-Betrieb 
          mit einem zweiten Betriebssystem (z. B. Windows) 
          ermöglichen?

 Ali G.:  Sofern eine Intel-Plattform zugrunde liegt - ja. Da auf 
          einer Standard-Intel-Plattform allerdings kein ausreichender 
          Flash-Speicher zur Verfügung steht, wird diese Variante dann 
          wohl mit einer PCI-Karte oder etwas Vergleichbarem 
          ausgeliefert, auf der sich das OS befindet. Sollte es zur 
          Lizenzierung der individuellen Hardware kommen, dann läuft 
          vorab ausschließlich TOS darauf.

 ATOS:    Wer konkret entwickelt denn nun? Wer übernimmt die 
          Programmierarbeit? Wie sind die Aufgaben verteilt?

 Ali G.:  Das bisherige Team ist in die Sache involviert. Hinzu kommen 
          die möglichen Hardware-Lizenzgeber, die einen bestimmten 
          Teil der Arbeit übernehmen werden. Aber auch hier ist es vor 
          Abschluss von Verträgen zu früh, um Näheres zu sagen.

 ATOS:    Ist ein Softwarepaket geplant? Was soll es beinhalten?

 Ali G.:  Es könnte vergleichbar mit dem 'alten' Milan II-Paket sein.

 ATOS:    Der derzeitige Atari-Software-Markt hat so einige Mängel und 
          Lücken. Zum Beispiel fehlt immer noch eine konkurrenzfähige 
          Internet-Software. Leider gibt es auch nicht viele Produkte 
          die weiterentwickelt bzw. neu entwickelt werden. Wie wollen 
          Sie diesen Trend stoppen und für neue Innovationen sorgen?

 Ali G.:  Eine Frage, die mir auch Kopfschmerzen bereitet hat und 
          bereitet. Hier steht und fällt alles mit dem nötigen 
          Kapital. Entwickler für die Anpassung von JAVA, Flash etc. 
          gibt es mittlerweile, doch diese müssen bezahlt werden. 
          Sonst müssen wir vorab mit dem Existierenden auskommen, um 
          mit dem Erwirtschafteten weiter zu sehen. Was ich aber auf 
          jeden Fall forcieren werde, ist die Anbindung von SSL, damit 
          elementare Aufgaben wie das Homebanking gesichert sind.

 ATOS:    Werden Sie Softwareprodukte externer Entwickler unterstützen 
          und wie kommen interessierte Entwickler an 
          Informationsmaterial?

 Ali G.:  Nach Abschluss der Sondierungsgespräche im November werden 
          wir abstecken können, wie Entwickler am besten zu 
          unterstützen sind. Ich bitte dann um direkten Kontakt mit 
          mir.

 ATOS:    Welche konkreten Angebote macht Milan Computersystems 
          interessierten Programmierern?

 Ali G.:  Derzeit keine. Wir können finanziell nichts anbieten oder 
          garantieren. Ich setze darauf, dass wir interessierten 
          Entwicklern im Rahmen von Stillschweigensvereinbarungen 
          Anfang 2001 den Stand der Dinge offen darlegen und ihnen 
          damit selbst die Möglichkeit geben, zu erwägen, ob es sich 
          rentieren könnte, eine Software anzubieten oder nicht. 
          Sollte alles klappen, dürfte es interessant sein, einen 
          Übersetzer, eine gute Grafiksoftware oder was auch immer für 
          ein Betriebssystem anzubieten, das mittelfristig auf 
          vielfältigen Plattformen läuft.

 ATOS:    Die Rede ist auch von dem Milan III, einem neuen 
          Hardwareprojekt. Ist es den in der heutigen Zeit sinnvoll 
          ein eigenes Hardwareprojekt auf die Beine zu stellen?

 Ali G.:  Nein, ist es nicht. Wir haben den Milan III als Synonym für 
          das Gerät genommen, das uns derzeit als fertiger PPC-Rechner 
          angeboten wird. Sollte es zur Kooperation kommen, dann haben 
          wir ein super interessantes Gerät - einen echten ST des 
          neuen Jahrtausend.

 ATOS:    Ist es nicht besser, wenn das neue Betriebssystem auf einer 
          möglichst breiten Hardware-Palette funktioniert, sprich der 
          Kauf eines Standard-PCs genügt? Oder lässt sich das nicht so 
          schnell realisieren?

 Ali G.:  Doch, wie bereits kurz angedeutet allerdings nur mit 
          Einschränkungen. Es wird sicherlich möglich sein, eine 
          Variante zu liefern, die standardmässig läuft, doch werden 
          wir diese Version nachträglich liefern müssen. Denn hier 
          würde eine CD-ROM randvoll mit Treibern für die 
          verschiedensten System zur Installation vorausgesetzt. 
          Schließlich setzen wir ja weder auf Windows noch auf Mac OS 
          auf. Und ehe dies erledigt ist, werden wir ausgesuchte 
          Hardware anbieten bzw. empfehlen.

 ATOS:    Über welche Ausstattung soll der angesprochene Milan III 
          verfügen und welcher Preis wird anvisiert?

 Ali G.:  Sollten wir auf Standard-Hardware zurückgreifen, dann 
          erfüllen wir - dem entsprechend - alle aktuellen Standards. 
          Und selbst eine mögliche PPC-Variante ist auf dem neuesten 
          Stand der Dinge. Hinsichtlich des Preises müssen wir einen 
          iMac beispielsweise trotz der neuen Preisstruktur 
          unterbieten. Das sollte unser Ziel sein, wenn wir einen 
          neuen ST anpeilen.

 ATOS:    Viele Hersteller von Hard- und Software betrachten 
          heutzutage ihre technischen Protokolle als Geheimsprache. 
          TOS-Systeme hingegen waren meist (wohl auch, weil sie aus 
          einer Zeit stammen, wo das noch üblich war) sehr gut 
          dokumentiert und auch analysiert. Für Bastelvorhaben (man 
          denke an die vielen STs an Universitäten), wie auch für 
          kommerzielle Anwendungen (etwa bei Echtzeitanwendungen im 
          Musikbereich), konnte dadurch Funktionalität garantiert 
          werden. Geht nicht dadurch, dass man sich bei Milan 
          Computersystems von einer eigenen Hardware trennt, dieser 
          Vorteil verloren?

 Ali G.:  Mit Sicherheit besteht diese Gefahr. Aber wie viele Leute 
          basteln heute noch wirklich an und mit ihrem Computer? Die 
          Zeiten ändern sich, und aus meiner Sicht macht es nicht viel 
          Sinn, derart an den alten Zeiten zu hängen. Das 
          Einsatzgebiet des Milan wird primär im Heimanwender-Bereich 
          zu suchen sein. Es wäre geradezu ein Widerspruch, wenn wir 
          ein Einsteigersystem anbieten würden, das sich auch 
          besonders, beispielsweise zum Basteln eignet. Wir müssen 
          hier einen klaren Trennstrich ziehen und Anwendungsbereiche 
          suchen, in denen es eben von Vorteil ist, dass das 
          Betriebssystem auf so vielen Hardwareplattformen laufen 
          kann.

 ATOS:    Die ATOS hatte Herrn Martens von AXRO schon vor etwa einem 
          Jahr auf den Missstand einer fehlenden, kompetenten und in 
          irgendeiner Weise zentralen Instanz für neue Standards 
          hingewiesen. Diese wäre aber dringend nötig, um solchen 
          Wirrwarr - man denke an die Anzahl der vorhandenen TCP/IP- 
          Stacks - zu unterbinden. Sehen Sie hier die gleichen 
          Probleme wie wir, und falls ja, wie könnte eine Lösung 
          aussehen?

 Ali G.:  Ich hoffe inständig darauf, dass wir so viel wirtschaftliche 
          Power durch externe Unterstützung haben, dass wir die 
          Koordination zentralisieren können. Es ist nicht etwa so, 
          dass wir die Probleme nicht gesehen hätten. Aber es fehlte 
          einfach an Personal und Arbeitskraft, um die Vorstellungen, 
          die wir von einer zentral gesteuerten Instanz hatten und 
          haben, zu realisieren.

 ATOS:    Wird die Milan Computer Systems einmal diese zentrale 
          Instanz darstellen können?

 Ali G.:  Wie gesagt: Ich wünsche es mir, denn nur so können wir eine 
          klare Linie für Entwickler garantieren und eine einheitliche 
          Softwaredecke für Anwender garantieren.

 ATOS:    Welche Zielgruppe möchten Sie mit dem neuen OS ansprechen? 
          Nur den reinen Atarianwender oder wollen Sie auch neue 
          Anwender ins Boot holen?

 Ali G.:  Wir werden sicherlich stark bemüht sein, neue Anwender zu 
          gewinnen. Das liegt aus wirtschaftlichen Gründen auf der 
          Hand. Theoretisch kann das neue OS - so klein wie es ist - 
          auf Webpads, Taschen-PCs, Homecomputern oder auch Konsolen 
          laufen. Insofern ist das Potential groß. Es muss nur genutzt 
          werden.

 ATOS:    Wie wollen Sie es erreichen, dass das neue Betriebssystem 
          Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erregt?

 Ali G.:  Es ist jetzt aufgefallen, dass das Stichwort 'Hardware- 
          Kompatibilität durch Linux' vielerorts für großes Interesse 
          sorgt. Sobald es etwas zu sehen gibt, werden wir damit an 
          die Öffentlichkeit treten, um auch Lizenzpartner zu finden, 
          die ein entsprechendes Betriebssystem für ihre Hardware 
          benötigen.

 ATOS:    Wie wollen Sie potentielle Käufer von dem Produkt 
          überzeugen? Welche Vorteile wollen Sie in den Mittelpunkt 
          stellen?

 Ali G.:  Wir werden sicherlich keine echte Konkurrenz zu Windows oder 
          Mac OS darstellen können. Dieser Wunsch bliebe sicherlich 
          immer ein Traum. Man muss sich auf seine Stärken 
          konzentrieren. Diese liegen nicht darin, so vielseitig wie 
          nur irgendwie möglich zu sein, um sowohl auf einem Home-PC 
          als auch auf einer Industrie-Workstation ohne großen Aufwand 
          zu laufen. Das neue Betriebssystem ist sagenhaft klein. 
          Derzeit ringen die Entwickler mit 8-16 MB, um vergleichbare 
          Software wie unter TOS zum Laufen zu bringen. Wir schaffen 
          es mit allem drum und dran (gepackt) mit 2-3 MB. Damit 
          werden wir hausieren gehen.

 ATOS:    Gibt es schon konkrete Vorstellungen für den späteren 
          Vertrieb und wenn ja wie sehen diese Vorstellungen aus?

 Ali G.:  Gibt es leider noch nicht - zunächst muss das endgültige 
          Produkt detailliert skizziert sein, erst dann werden wir uns 
          den Vertriebsmöglichkeiten widmen.

 ATOS:    Wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen, in 
          unser allem Sinne, weiterhin viel Erfolg.

 Ali G.:  Ich danke auch für das Gespräch - sicherlich das längste 
          Interview, das ich jemals gab. Aber ich freue mich, die 
          Gelegenheit bekommen zu haben, im Detail die Situation der 
          Milan-Computersystems darzulegen.

Thomas Burow





Milan II wurde auf Eis gelegt II