Moderne ZeitenDas Objekt und der Objekttyp im Sinne des Pr... Das ATOS-Magazin 1/99Nun werden wir uns darauf vorbereiten, die OT/OB-Lib zur Erstellung
eigener Speicherobjekttypen zu verwenden. Speicherobjekte waren
Objekte, die dazu dienen, bestimmte Information - wie auch immer - zu
sichern. Sie ändern ihren äußeren Zustand nicht selbständig, sondern
nur auf Befehl.
Der Unterschied, der zwischen Variable und Objekt gemacht wurde, soll
noch einmal verdeutlicht werden:
Eine Variable hat jederzeit genau einen konkreten Wert. Unter Umstän-
den kann man diesen Wert beeinflussen. Ein Objekt hingegen hat nach
außen hin verschiedene Attribute, die abstrakten Attribute. Hierbei
handelt es sich also um verschiedene Werte. Diese Attribute kann man
ebenfalls unter Umständen beeinflussen.
Es wurde erwähnt, daß der Variablentyp eine Bezeichnung für den
Wertebereich von Variablen ist. Mit dem Begriff WORD verbindet man
daher eine Stelle, die Werte zwischen -32768 und 32767 annehmen kann.
Analog dazu ist der Objekttyp eine Bezeichnung für die Spezifikation
des Objektes. Mit dem Begriff myword wurden eben beispielsweise
Objekte verbunden, wie sie in dem vorangegangen Kapitel beschrieben
wurden: WORD-Variablen mit Zugriffszähler.
Unter dem Objekttyp "Videokassette" könnte man daher alle Objekte zu-
sammenfassen, die der folgenden Spezifikation genügen:
∙ hat einen Titel, der gesetzt und ausgelesen werden kann
∙ hat eine feste Gesamtspielzeit
∙ hat eine Liste der aufgespielten Filme; es können Filme in die
Liste eingetragen werden
Ein Film habe dabei
- einen festen Titel, der ausgelesen werden kann
- eine feste Spielzeit, die ausgelesen werden kann
∙ die noch freie Spielzeit kann ermittelt werden
Um Objekte diesen Typs im Programm nutzen zu können, muß einmal diese
allgemeine Spezifikation umgesetzt werden.
Dazu wird die Implementation dieses Objekttyps in gewisse Teile
unterteilt. Zur Beschreibung einer konkreten Implementation eines all-
gemeinen Speicherobjektes muß Folgendes angegeben werden:
∙ der Typbezeichner (ein Name)
∙ die konkreten Attribute (das sind die Speicherobjekte, die inner-
halb des Objektes angebracht sind, um die nötigen Werte zu
sichern)
Anm.: Die konkreten Attribute in Speicherobjekten müssen nicht
ausschließlich durch Speicherobjekte realisiert sein. Man kann ja
zum Beispiel durchaus ein Speicherobjekt konstruieren, das seine
Information in Wirklichkeit an einem entfernten Ort ablegt (etwa
auf einem anderen Rechner in einem Netzwerk), und dazu innere
Komponenten enthält, die selbständig aktiv sind, um die Verbin-
dung zu diesem Ort aufrechtzuerhalten.
∙ Konstruktor und Destruktor (das sind zwei Unterprogramme, die
beschreiben, was beim Anlegen und beim Entfernen eines Objektes
diesen Typs zu tun ist; z.B. können hier konkrete Attribute mit
Werten vorbelegt werden)
∙ die abstrakten Attribute (das sind die Zugänge von außen), beste-
hend aus:
- Abfragefunktionen, mit denen der äußere Zustand des Objektes
abgefragt und nicht beeinflußt werden kann
- Operationen, mit denen der äußere Zustand des Objektes be-
einflußt werden kann
∙ eventuell lokale Abfragefunktionen und Operationen, die nicht von
außen aufgerufen werden können (sie dienen als Unterprogramme für
die Realisierung der abstrakten Attribute)
Hierzu kann man in etwa nach dem folgenden Schema vorgehen (zur
Verdeutlichung wird das Beispiel in einer Pseudoprogrammiersprache
mitvollzogen):
∙ Man legt den Objekttyp fest, vergibt also einen Namen.
TYPE videokassette
∙ Man legt die konkreten Attribute fest. Das sind die "inneren"
Speicher eines Objektes diesen Typs, sozusagen die lokalen Vari-
ablen. Zu jedem dieser Attribute gibt man den Typ an und wählt
einen Attributnamen.
STRING titel
ZAHL gesamtspielzeit
LISTE(FILM) filmliste
Anm.: Der Typ FILM müßte noch festgelegt werden, und zwar in
genau derselben Weise, wie es gerade mit dem Typ VIDEOKASSETTE
geschieht.
∙ Man legt fest, was beim Anlegen und beim Entfernen eines Objektes
diesen Typs geschehen soll.
EXPORT PROCEDURE new(ZAHL gesamtspielzeit)
' Gesamtspielzeit einmalig festsetzen
LET videokassette.gesamtspielzeit=gesamtspielzeit
RETURN
EXPORT PROCEDURE free
RETURN
∙ Man definiert die Prozeduren und Funktionen, die von außen aufge-
rufen werden können (die abstrakten Attribute).
Die Auskunftsfunktionen:
EXPORT FUNCTION title
RETURN videokassette.title
ENDFUNC
EXPORT FUNCTION film_get(ZAHL filmnummer)
RETURN videokassette.filmliste.get(filmnummer)
ENDFUNC
EXPORT FUNCTION restspielzeit
RETURN videokassette.gesamtspielzeit - videokassette.bespieltezeit
ENDFUNC
Die Operationen:
EXPORT PROCEDURE title_set(STRING title)
LET videokassette.title=title
RETURN
EXPORT PROCEDURE film_add(FILM new_film)
@videokassette.filmliste.add(new_film)
RETURN
∙ Man definiert die Prozeduren und Funktionen, die nicht von außen
aufgerufen werden können. Sie dienen als Unterprogramme für die
Prozeduren und Funktionen von oben.
FUNCTION bespieltezeit
ZAHL summe
ZAHL filmanzahl
ZAHL film
summe := 0
filmanzahl := videokassette.filmliste.elementanzahl
FOR film := 1 TO filmanzahl
summe := summe + videokassette.film_get(film).spielzeit
NEXT film
RETURN summe
ENDFUNC
ENDTYPE
So sähe das Ganze dann am Stück aus:
TYPE videokassette
STRING titel
ZAHL gesamtspielzeit
LISTE(FILM) filmliste
EXPORT PROCEDURE new(ZAHL gesamtspielzeit)
' Gesamtspielzeit einmalig festsetzen
LET videokassette.gesamtspielzeit=gesamtspielzeit
RETURN
EXPORT PROCEDURE free
RETURN
EXPORT FUNCTION title
RETURN videokassette.title
ENDFUNC
EXPORT FUNCTION film_get(ZAHL filmnummer)
RETURN videokassette.filmliste.get(filmnummer)
ENDFUNC
EXPORT FUNCTION restspielzeit
RETURN videokassette.gesamtspielzeit - videokassette.bespieltezeit
ENDFUNC
EXPORT PROCEDURE title_set(STRING title)
LET videokassette.title=title
RETURN
EXPORT PROCEDURE film_add(FILM new_film)
@videokassette.filmliste.add(new_film)
RETURN
FUNCTION bespieltezeit
ZAHL summe
ZAHL filmanzahl
ZAHL film
summe := 0
filmanzahl := videokassette.filmliste.elementanzahl
FOR film := 1 TO filmanzahl
summe := summe + videokassette.film_get(film).spielzeit
NEXT film
RETURN summe
ENDFUNC
ENDTYPE
Einmal so definiert, können Objekte diesen Typs angelegt und gelöscht
werden. Ferner kann man die abstrakten Attribute benutzen. Man arbei-
tet dann mit den Objekten vom Typ VIDEOKASSETTE ganz analog wie oben
mit ZAHL, STRING und FILM. Ein Bsp.:
VIDEOKASSETTE kassette_1(240) ! 240 min
VIDEOKASSETTE kassette_2(240) ! 240 min
VIDEOKASSETTE kassette_3(180) ! 180 min
FILM nackte_kanone_1("Die nackte Kanone",112)
FILM nackte_kanone_2.5("Die nackte Kanone 2 1/2",129)
FILM nackte_kanone_33.3("Die nackte Kanone 33 1/3",104)
AUSGABE(AUSGABE.SCREEN) bildschirm
'
kassette_1.title_set("Nackte Kanone")
kassette_1.film_add(nackte_kanone_1)
kassette_1.film_add(nackte_kanone_2.5)
kassette_1.film_add(nackte_kanone_33.3)
'
bildschirm.ausgabe(kassette_1.restspielzeit)
Ausblick