Nachdem der iMac nun in fünf Farben erhältlich ist, mußte die letzte
Bastion der beigen Rechner bei Apple ausgemustert werden: die G3-
Serie. Sie wurde durch eine neue, gleichnamige Reihe ersetzt, die
schon bald Spitznamen wie "Tupper" oder "G3 Bayern" bekam - letzteren
aufgrund der weiß-blauen Gehäusefarbe.
Das ist auch das erste, was am neuen Mac auffällt: ein formschönes
Gehäuse, das sich wohltuend vom Tower-Einerlei abhebt. Mit vier
Griffen ausgestattet, kann man es sogar recht komfortabel tragen. Wer
beim Anblick nackter Leiterbahnen nicht gleich umfällt, kommt nun
leichter denn je an die Innereien des Rechners, denn man kann ein
Seitenteil, auf dem die Hauptplatine befestigt ist, einfach
ausklappen.
Diese inneren Werte dürften doch bei allem Design in der Regel das
kaufentscheidende Argument sein. Hier eine kurze tabellarische Gegen-
überstellung der letzten Rechnergenerationen für den (Semi-) Profi:
PowerMac 8600/250, "alter" G3 G3 "Tupper"
PowerMac 8600/300,
PowerMac 9600/300, G3/233 - G3/300 G3/300 - G3/400
PowerMac 9600/350
Prozessor PowerPC 604r PowerPC 750 PowerPC 750
Taktfrequenz 250 - 350 MHz 233 - 300 MHz 300 - 400 MHz
L2-Cache 1024 KB 512 - 1024 KB 512 - 1024 KB
L2-Takt 100 MHz 2:1 CPU:Cache 2:1 CPU:Cache
Bustakt 50 MHz 66 MHz 100 MHz
Grafikkarte 2 MB VRAM 2 MB SGRAM 16 MB VRAM,
(4 MB max.) (6 MB max.), separater PCI-
ATI-Grafik auf ATI-Grafik auf Steckplatz für
der Hauptplatine der Hauptplatine ATI Rage
Pro 128
Auflösungen 512 x 384 bis 640 x 480 bis 640 x 480 bis
1280 x 1024 1280 x 1024 1920 x 1080
Anschluß Mac-kompatibel Mac-kompatibel PC-kompatibel
(15 pol DSub (15 pol DSub (15 pol DSub
zweireihig) zweireihig) dreireihig,
Mac-Adapter
liegt bei)
Festplatten
(Standard ab
Werk) 4 GB SCSI 4 GB IDE 12 GB IDE
Anschlüsse Fast-SCSI (intern) IDE (intern) IDE (intern)
SCSI (extern) SCSI (extern) - (1)
Peripherie ADB, 2x seriell, ADB, 2x seriell ADB, 2x USB,
Sound In/Out, Sound In/Out, Sound In/Out,
Ethernet (10BaseT, Ethernet (10BaseT, Ethernet,
AAUI), SCSI, AAUI), SCSI, (10BaseT,
Monitor Monitor 100BaseTx),
(2) (2) 2x Firewire,
Monitor
Gehäuse MidiTower Desktop, MidiTower G3
MidiTower
(1) Es existieren mehrere PCI-Karten, die einen SCSI-Bus auch im neuen
G3 zur Verfügung stellen.
(2) Die PowerMacs 8500, 8600 und die MidiTower-Varianten des alten G3
verfügten über zusätzliche Audio/Video Ein- und Ausgänge (Sound auf
Cinch, Video auf Cinch (Composite) und S-Video)
(Die Rückansicht)
Der neue G3 profitiert besonders vom schnelleren Bustakt und der deut-
lich leistungsfähigeren Grafikkarte. Wir werden den Rechner, sobald
wir über ein Testexemplar verfügen, genauer unter die Lupe nehmen und
Anwendungsvergleiche fahren. Schon das subjektive Gefühl am Yosemite,
so der Apple-interne Codename, ist allerdings begeisternd: MagiCMacist samt Jinnee in einem Augenzwinkern gestartet, die Meldungen von
Calamus beim Starten lassen sich nur noch mit Mühe entziffern, für
viele Programme wäre eine Bremse bei den Scrollpfeilen am Fenster
nötig, da man zu leicht über das Ziel hinausschießt.
(Der G3 aufgeklappt)
Apple hat das Modell abgespeckt, es ist deutlich günstiger erhältlich
als die letzten G3-Modelle seinerzeit. Dafür ist der Rechner auch als
Komponentenbaukasten gedacht: wer eine im Serienmodell nicht enthal-
tene Floppy benötigt, der muß sie nachkaufen und über USB anschließen.
Ebenfalls nicht mehr vorhanden sind die klassischen seriellen Schnitt-
stellen ("Modem", "Drucker"), sie mußten USB weichen. Wer dennoch Lo-
calTalk-Geräte oder alte Modems/Terminaladapter anschließen möchte,
benötigt einen USB-nach-Seriell-Wandler oder das Stealth-Gerät, das im
internen Modemslot Platz findet und eine kompatiblere Möglichkeit
bietet, RS232/422-Geräte anzuschließen.
(Die Hauptplatine von oben)
Das Grundmodell mit 300 MHz ist schon für etwas über 3000,- DM erhält-
lich, die großen Versionen mit dem im Kupfer-Verfahren gefertigten 400
MHz Top-Modell ab 4300,- DM. Erfreulicherweise kommen alle Prozessoren
ohne aktiven Lüfter aus. Anlaß zur Kritik bietet jedoch die klapprige
Handhabung des CD-ROM-Laufwerks: hinter der eleganten Blende steckt
ein handelsübliches CD- oder DVD-ROM, die Plastikkonstruktion des
Mechanismus zum Herunterklappen der Blende macht keinen
vertrauenerweckenden Eindruck.
Als klapprig muß auch die Tastatur bezeichnet werden - für ein Profi-
Gerät ist sie zu klein geraten, die Maus ist für dem Kindesalter
entwachsene Hände eine ergonomische Zumutung.
Das Gehäuse dagegen ist erfrischend einfach zu öffnen: Warum geht das
nicht immer so?
G3-FazitSchon die alten G3-Rechner waren eine tolle Arbeitsplattform für
MagiCMac-Benutzer, die viel Leistung verlangten, die neuen setzen da
noch eins obendrauf. Unprofessionell sind die Tastatur und die Maus,
hier schließt man am besten seine bewährte "Apple Extended II"-Tasta-
tur an. Das Megahertz-Karussel dreht immer schneller, schon sind neue
Modelle mit über 400 MHz in Aussicht. Bis dahin bietet das 350 MHz-
Modell das beste Preis-/Leistungsverhältnis.
Götz Hoffart